Wer in der Klein- oder Großstadt durch die Einkaufsstraßen schlendert, entdeckt immer häufiger leere Schaufensterscheiben und bunte Schilder mit der Aufschrift: „Räumungsverkauf!“.
Der Grund ist hinreichend bekannt: zu hohe Mieten, wachsende Konkurrenz aus dem Onlinehandel und große Filialketten. Die Konsequenz ist ein zunehmendes monotones bis leeres Stadtbild. Der Hauptfeind der kleinen Läden sind die Online-Shopper. Sie lassen sich zwar im Laden beraten, aber bestellen dann doch lieber im Internet – zu einem günstigeren Preis. Die Vermieter reagieren auf den Leerstand inzwischen mit sinkenden Mieten um 20%, vor allem in den teuren Innenstädten. Jeder Tag ohne Nutzung ist für den Vermieter verschenktes Geld. Wenn kleine Läden schließen müssen eröffnen sich aber auch neue Möglichkeiten. Es kann neuer Wohnraum entstehen oder die Mietfläche anderweitig genutzt werden. Vorübergehende Lösungen können das Stadtbild aber auch positiv verändern. Galerien können entstehen, Kunsthandwerker bekommen eine kleine Bühne geboten und Pop-up-stores erfrischen durch ihr oft einmaliges Ladenkonzept das Stadtbild.
Mit dem Gedanken leerstehende Läden anderweitig und flexibel zu nutzen entstand mein Konzept für eine Wander-Kneipe. Einen Pub mit Qualität statt Quantität. Robust und trotzdem modern. Praktisch und doch schick. Flexibel, aber nicht provisorisch.
Es sollen drei unterschiedliche Biere kleiner unbekannter Brauereien zur Verköstigung im Fasse bereitstehen. Kostenfreies gefiltertes Leitungswasser steht für alle bereit. Durch den unabhängigen Standort ist auch die Zielgruppe immer eine Andere. Das Feierabendbier mit den Kollegen im Industriegebiet, die erste Runde unter Studenten im hippen Viertel, das Genießerbier für den Gourmet in der Innenstadt und das erfrischend kühle Bier oder Wasser beim Zwischenstopp der Fahrradtour im Park.
b-hier. So der Name der Kneipe. Die Zusammensetzung von Bier und hier suggeriert das Aktuelle. Hier gibt’s Bier – einen festen Ort der aber immer wo anders sein kann – mal hier oder mal da. Bei der Aussprache wird der Bindestrich nicht beachtet – spricht sich also wie das Wort Bier.
Das Logo stellt ein Bierglas samt Inhalt in stark verpixelter Form wieder. Die Farbtöne stehen für die ganz unterschiedlichen Biersorten. Vom dunklen Porter bis hin zum hellen Pils. Die oberen hellgrauen Töne stehen für den Bierschaum.
Ein wichtiger Punkt der beachtet werden muss, ist die Lautstärke, besonders nach 22 Uhr. Da der Pub nicht immer in einer Kneipenmeile aufmacht, darf der max. Wert von 60dB außerhalb nicht überschritten werden. Um diesen Richtwert einzuhalten und so auch ein gutes Zusammenleben mit den Nachbarn zu ermöglichen, wird draußen vor der Tür ein Mikrofon installiert, das die Lautstärke über einen gewissen Zeitraum ermittelt. Dieser Durchschnittswert der letzten 15min wird groß auf einem Beamerbild im Innenraum dargestellt. Steigt die Lautstärke über den festgelegten Pegel, bekommt die Besucher für die nächsten 15min weniger Bier für gleiches Geld. Somit schafft man eine Kontrolle über die Lautstärke der Besucher, die schnell zum Selbstläufer werden kann. Anhand der Bilder erkennt man das Prinzip. Die drei verschiedenen Möglichkeiten werden auch farblich dargestellt.
Semesterprojekt
07/2017